Manchmal muss man erkennen, dass die Vorstellungen, die man sich von etwas gemacht hat und die Realität nicht weiter von einander entfernt sein können. Gerade bei einem Roadtrip.
In meiner Vorstellung sah der Roadtrip folgendermaßen aus: ich sah uns drei lachend und laut singend im Auto sitzen. Wir würden über die verschiedensten Dinge quatschen und uns einfach nur köstlich amüsieren. Die Zeit würde einfach so verfliegen.
Die Realität sah dann aber doch etwas anders aus: einer von uns schlief beinahe die meiste Zeit, die andere sah verträumt aus dem Fenster und ich war fast schon zu sehr auf die Straße konzentriert.
Aber wer weiß, wenn sich das Ganze mal eingespielt hat, wir uns wieder aneinander gewöhnt haben, wie es dann so sein wird. 🙂
Der erste Tag – von A nach B mit einem kurzen Stopp
Wir starteten unseren Roadtrip ganz entspannt gegen 13Uhr. Unser Ziel für diesen Tag war das Gaarawè Village – eine Farm mitten in Phang-nga. Eine meiner Roadtripbegleitung hatte dort für 3 Wochen gearbeitet und wollte unbedingt noch einmal vorbeischauen, ehe wir uns weiter auf den Weg in den Norden machten. Außerdem war die Farm in der Nähe des Khao Sok Nationalparks – also ein guter Zwischenstopp für einige Nächte. Jedenfalls dachte ich das Anfangs…
Ich weiß nicht wie es dir geht, aber nach 2 Stunden Autofahrt werde ich zwar nicht direkt müde, aber doch etwas unkonzentriert, fast schon etwas fahrig. Normalerweise wenn ich alleine unterwegs bin, würde ich ernsthaft überlegen einfach weiterzufahren. Aber mit zwei weiteren Personen in meinem Auto wollte ich nicht einmal das kleinste Risiko eingehen. Ein geeigneter Stopp musste also her.
Wat Tham Ta Pan – einer der wohl skurrilsten und gruseligsten Tempelanlagen in Thailand
Du kennst doch bestimmt den Slender Man? Immer, wenn ich einen Horrorfilm sehe oder etwas über Geister und Dämonen lese, da schießt mir eine einzige Frage durch den Kopf: woher wohl all diese Kreaturen stammen. Besonders der Slender Man hat es mir ziemlich angetan. Eine hochgewachsene, schwarze Gestalt, die sich nur bewegt, wenn man nicht hinsieht.
Tja, seit heute, weiß ich, wo diese Gestalten ihren Ursprung haben. In einer kleinen Tempelanlage, namens Wat Tham Ta Pan.
Das Erste worauf dein Blick beim Betreten der Anlage fällt sind etliche grotesk entstellte Statuen. Eine schrecklicher als die Andere. Ganz ehrlich, wenn ich diesen Tempel nachts erkunden würde, würde ich mich doch tatsächlich etwas unwohl dabei fühlen.
Vorbei an den gruseligen Statuen geht es weiter zu dem Kopf eines Drachens, der sein Maul weit aufreißt. Nur Mut, trau dich und steig in das Maul des Drachen und erkunde ihn von innen. Am anderen Ende warten dann weitere Statuen auf dich… irgendwie erinnerten sie mich ein bisschen an die verschiedenen Höllenkreise.
Nach einer außergewöhnlichen, aber doch sehr entspannten Pause ging es wieder zurück ins Auto und weiter hinein ins Abenteuer. Nach weiteren zwei Stunden erreichten wir dann auch schon das Endziel für diesen Tag: die Gaarawé Village.
Gaarawè Village – Basic Life? Weit darunter!
Meine Freundin warnte mich vor, dass dieser Ort sehr Basic sein würde. Ich hatte kein Problem mit Duschen unter freiem Himmel oder Toiletten ohne Spülung, aber womit ich nur schwer klar komme, ist über meinem Bett verteilt rote Ameisen laufen zu sehen. Und selbst wenn man diese einmal los wird, war die Hütte so löchrig und zugig, dass schon ein paar Minuten später eine neue Ameisenfamilie ihr Unwesen trieb.
Ich würde mich jetzt wirklich nicht als verzogen oder als ein Luxusgirl bezeichnen, aber ich bin einfach in einem Alter, in dem ich auf eine saubere Unterkunft großen Wert lege. Ich weiß einfach, was ich möchte und das beinhaltet nun mal wirklich keine roten Ameisen in meiner unmittelbaren Nähe…
In Peking habe ich in einem Zimmer voller Schimmel geschlafen, habe Bettwanzen als direkt Nachbarn gehabt, im Auto übernachtet und an Orten geduscht, die ich ohne Nasenklammer nicht einmal betreten konnte. All das habe ich überstanden und so wusste ich auch dass mir diese Übernachtung nichts anhaben können würde. Aber mittlerweile, vor allem wenn ich täglich etliche Stunden fahrend im Auto verbringe, da möchte ich mich einfach nur entspannen und meine Ruhe finden. Und ich wusste, von Entspannung konnte hier für mich persönlich keine Rede sein.
Ein Roadtrip zu Dritt – verschiedene Meinungen, etliche Probleme
Auf der Farm selbst waren einige andere Volunteers und wie es beim Reisen oft so ist, kommt man einfach richtig schnell ins Gespräch miteinander.
Der Plan den Khao Sok Nationalpark zu besichtigen stand ohnehin auf unserer Liste, wobei ich ehrlich sagen muss, ich war mir immer noch unsicher, ob ich ihn auch wirklich sehen wollte. Versteh mich nicht falsch, dieser Nationalpark ist mit Sicherheit wunderschön, aber ich bin nun mal nicht unbedingt der größte Naturfan, wie so manch Anderer. Ganz gleich, wie schön die Natur auch sein mag, sie berührt mich nie so, wie es wunderschöne, architektonische Bauwerke tun.
Doch ehe ich mich versah, stand der Plan: am nächsten Tag würden wir den ganzen Tag im Khao Sok Nationalpark verbringen. Ich fühlte mich überrumpelt, verletzt und war bis zu einem gewissen Grad auch wütend. Ich wurde nicht einmal gefragt! Obwohl ich gesagt hatte, dass ich mir nicht einmal sicher sei, ob ich ihn überhaupt sehen wollen würde. Doch mir blieb keine andere Wahl, denn wenn ich aussteigen würde, würde sich der Preis für all die Anderen (am Ende waren wir dann zu siebt) natürlich erhöhen. Und so gerne ich auch nicht mitgefahren wäre, wollte ich doch auch kein Arsch sein…
Da war ich nun also: ich wollte eigentlich nicht mit, konnte es aber auch nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, die Anderen im Stich zu lassen. Auch wenn es im Endeffekt meine Reise ist, bringe ich es einfach nicht übers Herz jemanden, der auf mich zählt, im Stich zu lassen. Eine Charaktereigenschaft, an der ich noch arbeiten muss… es mag egoistisch klingen, aber trotz allem ist es immer noch meine Reise und somit eigentlich auch meine Entscheidung. Komme was wolle.
Aber dazu in einem weiteren Beitrag mit Sicherheit mehr.
Der verflixte erste Tag: Ein Wirrwarr der Gefühle
Drei starke Charaktere, die es gewohnt sind, Entscheidungen nur für sich selbst zu treffen, plötzlich in ein Auto zu stecken und zu zwingen auch auf andere Rücksicht zu nehmen, kann schwierig sein. Es erfordert etliche Kompromisse und unendliche Geduld.
Es wird immer wieder einmal zu Situationen kommen, in der sich einer von uns verletzt, missverstanden oder übergangen fühlt. In der er sich fragt, wieso er sich das Ganze eigentlich antut. Und gerade in der erste Woche dieses Roadtrips, wo wir fast nie mehr als eine Nacht an einem Ort bleiben, ist es schwer, Zeit für sich alleine zu finden. Reiberein sind daher fast schon vorprogrammiert.
Wichtig ist, sich immer daran zu erinnern, was der Gedanke am Beginn dieser Reise war. Wieso man sich für ihn entschieden hat. Und nicht sofort bei der ersten Unebenheit das Handtuch zu werfen. Sondern miteinander zu sprechen. Zu sagen, wenn einen etwas stört oder beschäftigt. So schwer es manchmal auch sein mag.
Und sollte sich das Ganze nach einigen Tagen noch immer nicht eingespielt haben und sich immer mehr nach einem Gefängnis, als nach grenzenloser Freiheit anfühlen, so hat man immer noch die Möglichkeit sich zu trennen und wieder seiner eigenen Wege zu gehen.
Du fragst dich, wie ich auf die Idee zu diesem Roadtrip kam? Dann lies meinen Blogbeitrag „Mein Roadtrip durch Thailand: Wie alles begann“. Dort erfährst du es. ?
Hast du schon einmal einen Roadtrip durch Thailand in den Norden gemacht? Wie war für dich der erste Tag?
Erzähl mir davon in deinem Kommentar! ?